Laura Heimann, Kristin Moldenhauer, Nele Miesner Preisträger*innen-Lesung des Bremer Autor*innenstipendiums Nachwuchs 2024

Donnerstag, 06.03.2025
Einlass
Beginn
Ende
Ort: Kukoon
Eintritt frei
Preisträger*innen-Lesung des Bremer Autor*innenstipendiums Nachwuchs 2024

Seit über 40 Jahren vergibt der Senator für Kultur das Bremer Autor*innenstipendium zur Förderung des literarischen Nachwuchses sowie professionell arbeitender Autor*innen. Nachdem das Stipendium bereits vor fünf Jahren im Zuge von Bremens inzwischen erfolgreicher Bewerbung um den UNESCO-Titel deutlich aufgewertet wurde, hat die Stadt als UNESCO Creative City of Literature 2024 erstmals sechs Bremer Autor*innenstipendien an Schriftsteller*innen vergeben. Es wurden insgesamt drei Nachwuchs- und drei Projektstipendien vergeben.
 
Die Projektstipendien zu je 5.000,- Euro gingen an Will Gmehling, Sarah von Lüttichau und Jeff Hemmer. Die Nachwuchsstipendien zu je 4.000,- Euro gingen an Laura Heimann, Kristin Moldenhauer und Nele Miesner.

Laura Heimann, geboren 1988 in Soltau, zog im Januar 2022 von Berlin nach Bremen, um dem Norden, der Familie und Freund*innen wieder näher zu sein. Von 2016 bis 2020 studierte sie Deutsche Literatur an der Humboldt Universität in Berlin. Sie schreibt Lyrik und Prosa und hat bereits Texte in unterschiedlichen Literaturzeitschriften der D-A-CH Region veröffentlicht.
Begründung der Jury: In ihrem Romanprojekt „Vorbilder“ widmet sich Laura Heimann auf verschiedenen Ebenen dem Thema Trauer. Ihre Ich-Erzählerin Clara muss gemeinsam mit ihrer Schwester Thea den Verlust ihrer geliebten Tante Marmi bewältigen, bei der die beiden Geschwister nach dem Tod ihrer Eltern aufgewachsen sind. Zurück im Dorf ihrer Kindheit versucht Clara ihren Onkel Henning zu unterstützen und zugleich die eigene Trauer zu verarbeiten. Heimann entfaltet diese Geschichte mit viel Sprachgefühl und einem genauen Blick für das Zwischenmenschliche und ihre fein gezeichneten Figuren, die direkt greifbar und lebendig werden beim Lesen. Den Themen Verlust und Trauer nähert sie sich dabei ohne Pathos, aber mit sehr viel Empathie. Die Jury hat dabei vor allem überzeugt, wie die Autorin für ihre Erzählung unmittelbar einen eigenen Ton gefunden hat, der sprachlich durchgehend überzeugt und die Leser*innen von der ersten Seite an in seinen Bann zu ziehen vermag.

Kristin Moldenhauer wurde 1990 in Osnabrück geboren. Sie studierte Kulturwissenschaften und ästhetische Praxis sowie Inszenierung der Künste und der Medien an der Universität Hildesheim. Seit ihrem Studium arbeitet sie medien- und theaterpädagogisch mit Kindern und Jugendlichen. Ihr Fokus liegt dabei auf dem gemeinsamen Suchen, Schreiben und Vertonen von Geschichten. In ihrem eigenen Schreiben ist sie inspiriert von phantastischen Welten und der Frage, wie diese Ideen eines intersektionalen Feminismus aufgreifen können.
Begründung der Jury: Dass Fantasy auch politisch sein kann, zeigt Kristin Moldenhauer in ihrem Roman-Projekt „Schlafspuren“. Ihre Romanhandlung ist in einer Welt angesiedelt, in der die politische Macht innerhalb verschiedener Siedlungen aufgeteilt ist und die Macht der dort ansässigen Familien ausschließlich an männliche Nachfahren vererbt wird. Unter dieser patriarchalen Gesellschaftsstruktur und ihrer eigenen Rolle darin leidet die Hauptfigur Nora, die als Tochter eines Machthabers materiell extrem privilegiert aufwächst, im Laufe des Romans aber gegen die Strukturen aufbegehrt. Das Fantastische vermischt sich dabei auf geschickte Weise mit dem Politischen, und zwar mit einer poetischen Sprache, die die politischen Themen eher unaufdringlich transportiert, aber zugleich Spannung aufbaut und neugierig macht. Dieser anspruchsvolle Ansatz, Fantasy-Literatur mit Feminismus, Intersektionalität und Klassenbewusstsein sprachlich gekonnt zu verknüpfen, hat die Jury von dem Projekt überzeugt. 


Nele Miesner wurde 2000 geboren und ist in Grasberg bei Bremen aufgewachsen. Nach einem Studium der Weltliteratur in Göttingen hat sie ihren Master in Transnationaler Literaturwissenschaft an der Universität Bremen absolviert und währenddessen an zahlreichen Schreibseminaren teilgenommen. Erste Texte hat sie im digitalen Literaturmagazin Bremen und im Rahmen des Bremer Literaturwettbewerbs 2023 in der Anthologie „Treffpunkt Freimarkt“ (Kellner Verlag) veröffentlicht. 2024 hat sie gemeinsam mit Leyla Bektaş einen Letter to the Youth für die Jahreshauptversammlung des UNESCO Creative Cities Netzwerkes verfasst.
Begründung der Jury: In ihrem Prosaprojekt „Moorlinsen“ erzählt Nele Miesner die ungewöhnliche Freundschaftsgeschichte von der 17-jährigen Schülerin Alma und dem Milchbauern Harm, der vom Alter her ihr Großvater sein könnte. Beide leben zu Beginn der 2030er Jahre in einem fiktiven norddeutschen Landschaftsschutzgebiet, dessen scheinbare Idylle von einem Autobahnbauprojekt bedroht wird. Mit großen Einfühlungsvermögen zeichnet Miesner zwei glaubhafte Hauptcharaktere, die einem sogleich vertraut vorkommen und rasch ans Herz wachsen. Mit viel Gefühl und Geschick verknüpft sie dabei eine vielschichtige Familiengeschichte mit der Geschichte der bedrohten Moorlandschaft und verbindet dabei gekonnt verdrängte Konflikte der Vergangenheit mit gegenwärtigen und zukünftigen Bedrohungen wie Umweltzerstörung und Klimawandel. Für die zwei unterschiedlichen Erzählperspektiven findet sie jeweils den passenden Ton und eine insgesamt sehr dichte, präzise und zugleich poetische Sprache, die beim Lesen einen unmittelbaren Sog ausübt.

Foto Nele Miesner: ©Lara Miesner

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Der Senator für Kultur, Freie Hansestadt Bremen