Braucht es ein neues Erinnern?
Braucht es ein neues Erinnern?
Vortrag und Podiumsdiskussion zu aktuellen erinnerungspolitischen Debatten und ihren Auswirkungen auf Gedenkstätten- und Museumsarbeit.
Mit Jonas Kreienbaum (Universität Rostock), Anna Greve (Focke-Museum), Marcus Meyer (Denkort Bunker Valentin).
Moderation: Thomas Köcher (Landeszentrale für politische Bildung).
Moderation: Thomas Köcher (Landeszentrale für politische Bildung).
Einlass 2G+ // Bitte achtet auf aktuelle Ankündigungen
Spätestens seit der im Mai dieses Jahres geäußerten provokanten Kritik des Historikers Dirk Moses an einem vermeintlichen „deutschen Katechismus“ des Gedenkens an den Holocaust schlagen erinnerungspolitische Debatten in Blogs, Feuilletons und auf dem Kurznachrichtendienst Twitter hohe Wellen. In Frage gestellt wird dabei zunehmend, ob das Gedenken an NS-Verbrechen Platz lasse für die Erinnerung an andere Verbrechen und ob aktuelle Erinnerungspolitik insbesondere junge AdressatInnen erreiche. Mit Blick auf eine heterogener werdende Gesellschaft forderten etwa Michael Rothberg und Jürgen Zimmerer ebenfalls in diesem Frühjahr eine „multidirektionale“ Erinnerung, die speziell auch auf Kontinuitäten zwischen Kolonialverbrechen und Holocaust aufmerksam machen müsse. Widersprochen wird diesen Forderungen von jenen, die betonen, dass deutsches Gedenken an NS-Verbrechen und die Vernichtungsintention des Holocaust keineswegs eine überkommene Struktur ist, sondern im Gegenteil eine – unabgeschlossene – Errungenschaft der letzten Jahrzehnte sei. Auch dort, wo Kolonialismus ohne Bezug zum Nationalsozialismus diskutiert wird, hat es in den letzten Jahren erhebliche Kontroversen um Fragen nach Restitution, Anerkennung des kolonialen Erbes und die grundsätzliche Funktion ethnologischer Museen gegeben, wie zuletzt der Streik um das Humboldt-Forum oder die jüngst beschlossene Rückgabe von Benin-Bronzen zeigen.
Welche Konsequenzen haben diese erinnerungspolitischen Debatten für die Arbeit und das Selbstverständnis von Gedenkstätten und Museen in Bremen? In dieser Podiumsdiskussion möchten wir Akteure aus den Universitäten, Museen und Gedenkstätten zusammenzubringen, um über die praktischen Herausforderungen aktueller Debatten zu diskutieren: Welche Vermittlungsformen werden derzeit in Museen und Gedenkstätten eingesetzt? Welche Rolle spielen diese Orte für die öffentliche Geschichtsrezeption? Wie kann der Forderung nach multidirektionaler, oder inklusiverer, Erinnerung eingelöst werden? Und wie gehen insbesondere ethnografische Museen in der Praxis mit Kritik an kolonialem Erbe und der Frage nach Raubgut um? Im weiteren Sinne soll die Diskussion umfassendere Fragen anregen: Was wird bleiben von der aktuellen erinnerungspolitischen Debatte? Ist ein neues Erinnern nötig?
Eine Veranstaltung von Landeszentrale für politische Bildung Bremen, Verein „Erinnern für die Zukunft e.V. in Kooperation mit dem Kulturzentrum Kukoon.
Im Rahmen des Programms zum „27. Januar – Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus“.