Wolfgang Hien Chemische Industrie im deutschen Faschismus - ausgewählte Beispiele des Verbrechens

Dienstag, 28.02.2023
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Ort: Kukoon
Chemische Industrie im deutschen Faschismus - ausgewählte Beispiele des Verbrechens

1925 schlossen sich BASF, Bayer. Höchst und einige weitere Firmen zur Interessengemeinschaft Farbenindustrie zusammen, kurz: I.G. Farben, dem damals größten Chemie- und Pharmaunternehmen der Welt. Schon zu diesem Zeitpunkt waren die Strukturen der I.G. Farben von autoritär-militarisierter Führung und rigoroser Ausbeutung der ungelernten Produktionsarbeiter gekennzeichnet, verbunden mit Bestrebungen, Deutschland von importierten Rohstoffen unabhängig zu machen, etwa durch Kohleverflüssigung oder synthetischen Kautschuk, dem Buna. Ab 1933 gab es eine enge Kooperation zwischen I.G. Farben und der NS-Wirtschaftspolitik. Ab 1939 wurden Fremd- und Zwangsarbeiter*innen eingesetzt, die während des Krieges etwa die Hälfte der auf über 220 Tausend Menschen angestiegenen Belegschaft ausmachten. 1941 beschlossen die I.G. Farben, in unmittelbarer Nähe des Konzentrationslagers Auschwitz, in Monowitz, eine riesige Buna-Fabrik aufzubauen, eine Unterfangen, das fortan unter dem Namen I.G. Auschwitz in die Geschichte einging.
Unter Aufsicht hochrangiger Führungskräfte, zumeist Chemiker aus dem Ludwigshafener Werk, wurden die Häftlinge mutwillig tödlichen Unfallgefahren oder schlicht einem Tod durch Entkräftung ausgesetzt. Wer sich widersetzte, wurde zu Tode geprügelt oder erschossen. Mindestens 25.000 Menschen fanden beim Aufbau des Buna-Werkes in Monowitz den Tod.

Einer der Überlebenden war Walter Rosenberg (geb. 1924), der einer jüdischen Familie in der Slowakei entstammte und sich schon als Jugendlicher dem antifaschistischen Widerstand anschloss. Auszüge aus seinen Schilderungen des I.G.-Auschwitz-Horrors, die unter seinem späteren Namen Rudolf Vrba herauskamen, sollen die Darstellung der I.G.-Farben-Geschichte und ihrer Unternehmenskultur illustrieren. Vrbas Lebens- und Wirkungsorte waren die Tschechoslowakei, England, Israel, USA und Kanada, wo er sich 1967 niederließ; er lehrte ab 1976 an der Universität Vancouver Chemie und Pharmakologie. Neben seiner beruflichen Tätigkeit kämpfte Vbra zeit seines Lebens gegen das Vergessen des NS-Terrors. 


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