Jan Rickermann Ortswechsel: im Kukoon - „Wenn wir dich eliminieren, verlieren wir nichts“ Zur Gesellschaftslehre des Kommunismus der Roten Khmer

Mittwoch, 02.08.2023
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Ortswechsel: im Kukoon - „Wenn wir dich eliminieren, verlieren wir nichts“ Zur Gesellschaftslehre des Kommunismus der Roten Khmer

Aufgrund des regnerischen Wetters verlegen wir die Veranstaltung in unsere Räume im Buntentorsteinweg 29.

In der von 1975 bis 1979 andauernden Herrschaft der Roten Khmer waren der politische Mord und der in Kauf genommene Hungertod großer Teile der Bevölkerung an der Tagesordnung. Während die Roten Khmer für die einen als fatale Konsequenz jeglicher kommunistischer Befreiungsperspektive stehen, erfreuten sich Teile der europäischen Linken, die sich bereits mit Bildern der chinesischen Kulturrevolution die Befreiung aus der entfremdeten westlichen Zivilisation herbeisehnten, an einer Bewegung, die dem Individualismus wie jeglichem Zeichen von 'westlicher Dekadenz' den Krieg erklärte.

Der Vortrag soll einen Blick auf die Konstitutionsbedingungen der Staat gewordenen Bewegung und ihrer Ideologie werfen und dabei verdeutlichen, dass es den Roten Khmern nicht um eine befreite Gesellschaft ging, in der "die freie Entwicklung eines jeden die Bedingung für die freie Entwicklung aller ist" (Marx), sondern die blinde Kollektivierung als Gegenprinzip zum allseits verorteten Imperialismus gesetzt wurde. Das der Autarkie verpflichtete Konzept eines 'nationalen Kapitalismus', wie es bereits von Khieu Samphan in seiner Dissertation vorgestellt wurde, diente hier als Antrieb einer nachholenden Industrialisierung sowie regressiver Krisenlösung, die versuchte, die vermeintlich produktive Arbeit gegen den 'Wucher' und 'unproduktive Gruppen' in Stellung zu bringen. Was das dann bedeuten sollte, mussten zunächst die Stadtbevölkerung und vor allem die in Kambodscha lebenden Minderheiten am eigenen Leib erfahren, die den Roten Khmern zum Opfer fielen.

Jan Rickermann studierte Sozialwissenschaften und Philosophie und provomiert in Oldenburg mit einer Arbeit zum politischen Existentialismus.

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