Hemn Goptapy, Oliver Piecha und andere Massenmord, Genozid und Gedenken im Irak

Dienstag, 29.10.2024
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Ort: Kukoon
Eintritt frei
Massenmord, Genozid und Gedenken im Irak
Credit: Foto von Hemn Goptapy

Der Irak ist ein Land der verschwundenen Menschen. Es gibt Orte, da muss man buchstäblich nur mit den Schuhen im Sand scharren, und es kommen ihre Überreste zum Vorschein. Einer, der sich das Erinnern und Gedenken zur Lebensaufgabe gemacht hat ist der kurdische Lehrer Hemn Goptapy aus dem Nordirak. Auch sein Dorf war von der Vernichtungskampagne Saddam Husseins gegen die Kurden 1988 betroffen – der „Anfal-Kampagne“. Aber sie war weder der Anfang noch das Ende des massenhaften Mordens im Irak, der Bogen spannt sich von Saddam Husseins Terrorregime bis zum „Islamischen Staat“ und dem Genozid an den Jesiden 2015. Es gibt mittlerweile auch staatliche Formen des Gedenkens an die Morde und Verfolgungen im Irak, aber sie stehen in einem Spannungsverhältnis zu den Bedürfnissen der Nachkommen. Hemn Goptapy wird aus der Praxis von Erinnerungsarbeit berichten, in einem Land, in dem der Gedanke, dass man sich den Opfern erinnern muss neu und revolutionär ist.

In der anschließenden Diskussion mit dem Historiker Oliver M. Piecha von Wadi e.V. wird es auch um den weiteren Kontext der Inflationierung und Instrumentalisierung des Genozidbegriffes gehen, und um die Frage, wie die Auseinandersetzung mit der Gewaltgeschichte der Region ein zentraler Grundbaustein der Zukunft des Nahen Ostens sein muss.

Mehr dazu auch bei WADI e.V.

 

Hintergrundinfos: „Anfal-Operation (Ḥamlat al-Anfāl) ist der vom Irak verwendete Name für die zwischen 1986 und 1989 und in acht Phasen durchgeführten genozidalen Maßnahmen des irakischen Baath-Regimes unter Saddam Hussein gegen die kurdische Bevölkerung und andere Minderheiten wie die Assyrer, und Chaldäer im Nordirak. Die kurdische Bevölkerung, die durch das Regime unterdrückt wurde, hatte sich seit 1986 im Iran-Irak Krieg auf die Seite Teherans gestellt.  GroßbritannienSchweden und Norwegen haben die Zerstörung Tausender kurdischer Dörfer, die völlige Umstrukturierung der Agrarökonomie hin zu abhängigen und unproduktiven Flüchtlingslagern und den organisierten Massenmord offiziell als Genozid entsprechend der UN-Völkermordkonvention von 1948 anerkannt. Die Anfal-Operation war Teil der Maßnahmen der Regierung gegen Kurden, die 1975 mit Massendeportationen an der türkischen Grenze begonnen hatten (…)“ 
Quelle: Wikipedia, siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Anfal-Operation

 

Der Bericht von Human Rights Watch zu diesem Genozid: https://www.hrw.org/reports/1993/iraqanfal/ANFALINT.htm

 

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